Der Fall Hashtag #killallmen

Der Fall Hashtag #killallmen

In den 2013er Jahren tauchte der Hashtag #killallmen auf. Männer reagierten darauf zwischen desinteressiert und betroffen bis aufgebracht und wütend (zornig würden manche sagen). Feministen reagierten auch, aber anders, z.B. Allie Jones am 24 März 2014 in ‚The Wire‘, gefunden auf ‚The Atlantic‘

Wie könnte eine Reaktion aus dem Lager aussehen, aus dem der Hashtag kommt, wenn man nicht die Ansicht teilt, alle Männer müssten umgebracht werden? Zunächst würde man erwarten, dass genau das gesagt wird. Z.B.: ‚Niemand hat die Absicht alle Männer zu töten. Kein Feminist hat die Absicht alle Männer zu töten, auch nicht einzelne. Sollte das tatsächlich die Meinung einer Person sein, gehört sie nicht zu uns, sie ist keine Feministin.‘ – So etwas in der Art dürfte man erwarten: eine Distanzierung von der Tat und von der Person.

Das tut natürlich kein Feminist, weil keiner das meint. Vermutlich wollen nur wenige Männer ermorden, aber die Mehrheit will auf diese Weise den Bereich des Sagbaren erweitern um so andere Ziele zu erreichen. Das Ziel so eines Hashtags ist: das Sagbare erweitern, um sich mit dem Mainstream weiter ins Extreme zu begeben. In einer Gesellschaft die sich daran gewöhnt hat, dass Sätze wie ‚Alle Männer müssen umgebracht werden‘ ohne Aufregung gesagt werden, können auch andere Dinge gesagt werden, die jetzt noch nicht laut ausgesprochen werden dürfen. Z.B. so etwas wie ‚Männer dürfen nicht die gleichen Rechte haben wie Frauen‘, ‚Kinder brauchen nur Mütter, keine Väter‘ oder ‚Das Grundgesetz wurde von Männern erfunden und darum gilt es nicht für Männer‘ – und so weiter.

Dieses Verfahren benutzt sehr erfolgreich die AfD, die den Bereich des sag-baren weit ins rechte Extrem verschoben hat und dabei genau so vorgegangen ist wie die Feministen es seit langem tun. Wie würde die Welt auf den Hashtag  #JudenInsGas reagieren? Käme man mit ‚Das meinen die doch nicht ernst, das ist doch Satire!‘ durch?

Ein Mann erhob als Reaktion auf #killallmen den Vorwurf „Feministinnen haben die Frauenrechtsbewegung als Entschuldigung für den Hass auf Männer missbraucht.“ Und was sagt A. Jones darauf? Zunächst „Dies greift die Überzeugung von Männerrechts-Aktivisten auf, dass es Misandry gibt und Feministinnen tatsächlich gewalttätig gegen Männer sein wollen.“ Damit lehnt sie implizit genau diese Annahme ab, es gäbe Misandry und Feministen, die gewalttätig gegen Männer sein wollen: es handelt sich ja nur um die Überzeugung von denen da. Ohne das weiter zu thematisieren bleibt also im Raum stehen: es gibt unter Feministen gar keine Misandry und keinen Männerhass oder Tötungsabsichten.

Dann erklärt sie an Hand eines Beispiel-Tweets, dass #killallmen die Reaktion auf Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen ist – und damit wohl gerechtfertigt – denn jemand hatte eine Frau wiederholt nach ihrer Nummer gefragt. Zum Schluss gibt es dann noch die Abwertung und Beleidigung: sie zitiert eine Feministin, die fragt, wie dumm jemand sein muss, der so etwas ernst nimmt. Das ist ein ganz hinterhältiger Trick weil er es schwer möglich macht zu erwidern: „Ich bin so dumm.“

Und was heißt ‚ernst nehmen‘? Wörtlich nehmen, oder für in irgendeiner Weise wirkungsvoll, also gefährlich halten? Es gibt also zwei wichtige Fragen: Zum Einen, wie man mit Feministen umgehen sollte, die es ernst meinen mit dem Männerermorden. Diese Frage vermeidet sie. Und die wichtigere zweite Frage, was daran sonst schlimm sein könnte, auch wenn es nicht wörtlich gemeint ist, erkennt sie nicht.

Um zu verstehen, dass so etwas mehr bedeutet als dass man einfach ‚vergiss es einfach‘ sagen könnte, stelle man sich nur mal kurz vor, wie die Reaktionen auf einen Hashtag #KillAllJews wohl aussähen, oder auf Witze die sich um Juden in Gaskammern drehen. Auch wenn man damit vielleicht keinen Mordaufruf verbindet, hat es doch eine grauenvolle Bedeutung. Eine Erklärung a la ‚Der Jude hat zum wiederholten Mal Zinsen von mir verlangt‘ wäre da wohl keine ausreichende Erklärung um das zu dürfen. Und wer weiß es denn genau, vielleicht ist es ja doch ernst gemeint und nur ein Versuchsballon. Mal sehen, bis wo man die Grenzen das sag-baren verschieben kann, die Menschen daran gewöhnen, und dann weiter machen.

Als sie dann so tut, als würde sie sagen, MRAs könnten den Witz nie verstehen, sagt sie tatsächlich, so ganz en passant als wäre das eine nicht weiter zu begründende Tatsache, dass Männer systemisch(*) Ungerechtigkeiten gegen Frauen begingen. Ein Beispiel dafür haben wir ja oben gesehen: sie fragen Frauen wiederholt nach ihrer Nummer.

MännerRechtsAktivistens werden niemals den Witz verstehen, weil sie glauben, dass Frauen weit verbreitet systemische Ungerechtigkeiten gegen Männer begehen, genauso wie Männer gegen Frauen.

Auf diese Weise wird zunächst implizit geleugnet, dass Frauen Ungerechtigkeiten gegen Männer begingen, Männer glauben das nur, und dann wieder ein mal die Lüge verbreitet, Männer hingegen begingen systemisch Ungerechtigkeiten gegen Frauen. So werden Lügen im Bewusstsein implantiert und mit der Zeit verfestigt.

In dem ganzen Artikel findet sich kein einziger Ansatz für eine ernst gemeinte Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Beleidigung durch Hashtags‘ oder etwas ähnlichem. Wer sich angegriffen fühlt wird statt dessen diffamiert, Beleidigungen lässt sie in Form von Zitaten durch andere ausführen.

Der ganze Artikel bringt keine neuen Tatsachen ins Spiel oder logische Schlüsse – er ist reine Propaganda. Wie leider fast alles, was ich bisher aus diesem Lager gelesen habe.

(*) Ich bin mir nicht sicher, ob A. J. “systemic‘ im Sinne von ’systematisch‘ oder im Sinne von ’strukturell systembedingt‘ meint. Das ist zwar nicht das Gleiche, hat aber in dieser Betrachtung allerdings keine Bedeutung.

(Alle Übersetzungen basiert auf Google Übersetzer)

Hier ist der Artikel zu finden:
https://www.theatlantic.com/culture/archive/2014/03/a-twitter-hashtag-probably-doesnt-prove-feminists-want-to-kill-all-men/359493/

https://www.theatlantic.com/culture/archive/2014/03/a-twitter-hashtag-probably-doesnt-prove-feminists-want-to-kill-all-men/359493/

Und hier sind ein paar Auszüge daraus:

Culture
A Twitter Hashtag Probably Doesn’t Prove Feminists Want to Kill All Men

Allie Jones
March 24, 2014

The Twitter hashtag #killallmen, which started trending last May, has finally reached conspiracy theorist Alex Jones. His site, InfoWars, ran a story Monday about how „feminists have misappropriated the women’s rights movement into an excuse for hating men.“ This taps into men’s rights activists‘ beliefs that misandry exists and feminists actually wish to be violent towards men.

Here’s an example of the typical #killallmen tweet — it’s not particularly clever, but it points out an injustice.

    @ArchedEyebrowBR Ew ew ew. My housemate changed supermarkets because the security man wouldn’t stop asking for her number. #killallmen
    — harrietreuterhapgööd (@hapgoodness) March 24, 2014

So do Twitter feminists actually want to kill all men? Unlikely. @OaklandElle, an early adopter of the hashtag, tweeted earlier this month,

    I can’t fathom how difficult life must be for anyone stupid enough to take #killallmen seriously. How do you even manage to put on socks?
    — Armageddon (@OaklandElle) March 9, 2014

Not all feminists employ the hashtag, and some say it only serves to feed the MRA trolls. They’re right. MRAs will never get the joke, because they think women commit widespread, systemic injustices against men in the same way that men do against women. A bloodthirsty feminist murdering a guy for asking her for her phone number sounds about right to these guys.

#Killallmen can’t be a joke, because if men joked that way, it wouldn’t be funny, MRAs reason. Not fair. As Paul Joseph Watson at InfoWars writes, „Imagine the outrage if a group of male bigots had descended on the social network to promote the trend #killallwomen – accounts would be deleted and feminists would be up in arms at such a brazen display of misogyny. However, when the shoe is on the other foot, violent man-hating rhetoric is apparently perfectly acceptable.“


Ist ‚Gender‘ eine Ideologie?

Ein feministisches Autorenteam versucht den Vorwurf zu entkräften, bei der Genderforschung handele es sich um eine Ideologie.

‚Genderwissenschaften‘ waren für mich immer Ideologie und keine Wissenschaft. Dabei bin ich durchaus der Ansicht, dass es im Bereich der gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse wichtige Dinge zu erforschen gibt; nur kann ich keine Hinweise darauf finden, dass die Genderwissenschaften schon damit begonnen hätten. Ich bin aber grundsätzlich aufgeschlossen für einen Gegenbeweis. Tatsächlich würde ich sogar begrüßen, wenn verschiedene Fragen, die eindeutig in den Bereich der Genderwissenschafte fallen, endlich angegangen würden, aber bisher bin ich da noch nicht fündig geworden. Und jetzt bin ich auf einen Artikel zum Thema mit dem Titel  ‚Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie‘ gestoßen, der sich kritisch mit ‚Gender Gegnern‘ auseinandersetzt, mit Leuten die ‚Gender‘ für eine Ideologie halten und solche Leuten wie mich vom Gegenteil überzeugen wollen. Voller Erwartungen und mit ein wenig Hoffnung habe ich mir also die 88 Seiten vorgenommen.

Die Replik wurde von einem Autorenteam verfasst und hat also den Titel ‚Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie‘ (1). Das Autorenteam hat sich wirklich bemüht, die Genderwissenschaften gegen den Vorwurf ideologisch verbrämt zu sein zu verteidigen, sie haben ein 88 seitiges Paper dazu verfasst und über hundert Quellen angegeben. Aber sie haben am Ziel vorbei geschossen.

Kurz zusammengefasst: Die Autoren pflegen einen explizit wissenschaftlichen Darstellungsstil. Das macht den Eindruck, als sollten ihre Gegner vor der Form kapitulieren, weil sie – die Gegner – dem formal oft nichts entsprechendes entgegenzusetzen haben. Der Stil ist eloquent, Fremdworte werden gerne verwendet und teils gleich übersetzt, die Angaben von Zitaten und Quellen sind perfekt. Das alles ist heute Teil von Wissenschaftlichkeit – aber wissenschaftliche Form produziert nicht automatisch Wahrheiten. Und sie ist auch nicht im mindesten erforderlich, um Wahrheiten zu erkennen und mitzuteilen.

Inhaltlich kommt eigentlich gar nichts, jedenfalls nicht zum Thema: statt sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was die ’normalen Menschen‘ meinen, wenn sie zum Ideologie-Vorwurf greifen und diese Vorwürfe zu entkräften, führen sie eine kurze wissenschaftlich Untersuchung des Bergriffs durch, verzichten dabei auf eine gängige Quelle wie Wikipedia, die zwar nicht wissenschaftlichen Ansprüchen genügen mag, aber eben die Antwort liefert, die hier gesucht wird, nämlich das allgemeine Verständnis des Bergriffs, auf den ja hier reagiert werden soll. Statt herauszuarbeiten, wogegen sich die Kritik an den  Genderwissenschaften überhaupt richtet, stellen die Autoren fest, dass ihre Kritiker den Begriff Ideologie wohl nicht richtig anwenden. Auf Seite 7 werfen sie ihren Kritikern vor
    Ihre Prämissen und Annahmen bleiben unreflektiert.
Und 10 Seiten später haben ihre Kritiker nur eine Stoßrichtung:
     Der Vorwurf, die Gender Studies seien unwissenschaftlich.
Bis Seite 17 also nur viel Lärm um nichts.

Auf Seite 41 ist man immer noch nicht viel weiter, jetzt heißt es:
    Hinter dem Ideologie-Vorwurf gegen die Gender Studies steht meist kein spezifiziertes, sondern eher ein umgangssprachliches Verständnis des Begriffs
und
    … Zentral ist jedoch, dass der Ideologievorwurf die  vom Ideologiebegriff aufgeworfene Frage im Hauruck-Verfahren zu lösen vorgibt: Ideologisch, das seien die anderen – die eigene Position hingegen sei unideologisch.

Bis hier hat man sich nur mit seinen Kritikern beschäftigt, nicht mit deren Kritik; mehr noch nicht. Wirklich erschreckend aber finde ich, dass es dabei bleiben wird, dass sich die Autoren im gesamten Text nicht ein einziges Mal inhaltlich mit den Vorwürfen befassen, sondern ausschließlich mit einigen wenigen ausgewählten Personen, die sich kritisch geäußert haben. Sie weisen ihren Kritikern wiederholt unwissenschaftliches Arbeiten nach und stellen mehrfach fest, dass ihre Kritiker Ansprüche an wissenschaftliche Arbeiten stellen, die selbst nicht erfüllen und schließen auf ihre Kritiker bezogen:
    Ihre Prämissen und Annahmen bleiben unreflektiert.
Da rufen also tausende ‚Der Kaiser hat ja gar keine Kleider an‘ und statt einfach mal nachzusehen, ob der Kaiser bekleidet ist oder nicht, besteht die Antwort des Hofstaates darin, den Rufern die Legitimation zu Rufen abzusprechen, da sie nicht die für Eingaben erforderlichen Formblätter verwendet haben! Das ist ein hinterlistiges, plumpes Ablenkungsmanöver! Die Kritiker sollen wohl einsehen, dass sie solchen Gegnern nicht gewachsen sind und sich zurückziehen.

Was hätten die Verteidiger des Genderlagers statt dessen tun können? Nun, der Vorwurf der Ideologie oder Unwissenschaftlichkeit meint ganz offensichtlich, dass die Genderforschung nicht auf anerkannten Grundsätzen basiert sondern auf unbewiesenen Überzeugungen, dass die falschen Grundlagen nicht hinterfragt werden weil sie als sakrosankt betrachtet werden, dass Schlüsse nicht logisch sind und dass deshalb Ergebnisse produziert werden, die letztlich auch falsch sind.

Solche All-Aussagen könnten durch Gegenbeispiele sofort widerlegt werden. Man könnte also ein paar gute Beispiele liefern die beweisen, dass die Genderwissenschaften mit nachvollziehbaren Schlüssen sinnvolle Ergebnisse geliefert haben, deren Grundlagen Hand und Fuß haben. Das wäre ein erster Schritt, der den platten Vorwurf der generellen Unwissenschaftlichkeit schon widerlegte. Dann könnte man allgemeiner und wissenschaftlich einige wesentliche Grundlagen der Genderwissenschaft vorstellen, nachweisen, dass sie auf soliden Füßen stehen und andeuten, in welche Forschungsgebiete sie einfließen und das mit weiterführenden Quellenangaben belegen. So würden vernünftige Menschen vorgehen, die nichts zu verbergen haben, und andere vernünftige Menschen dazu bewegen, über ihre Positionen nachzudenken und diese evtl. zu revidieren.

Stattdessen behaupten die Autoren, dass die Genderwissenschaftler selbst unglaublich viel reflektieren und deswegen sehr wissenschaftlich sein müssen ….

Ich habe anlässlich dieses pseudowissenschaftlichen Artikels zunächst noch ein mal meine eigene Position bestimmt und darüber nachgedacht, was ich eigentlich meine, wenn ich von Ideologie spreche – der Gebrauch unterschiedlicher Definitionen bestimmter Begriffe kann nämlich zu völlig sinnlosen Streitereien führen und sollte immer als erste Quelle von Missverständnissen ausgeschlossen werden. Darum habe ich zunächst geklärt, wie ich den Begriff in der Vergangenheit benutzt habe: Für mich war ‚Ideologie‘ immer gleichbedeutend mit: „Darüber brauche ich nicht nachzudenken, da gibt mir meine Weltanschauung (Ideologie) die richtigen Grundlagen und Antworten, die so gesichert sind, dass es da nichts mehr gibt, das man in Frage stellen könnte: sie sind unumstößlich richtig.“

Vergleiche ich das einfach mal mit Wikipedia wo es heißt:
    Seit Marx und Engels bezieht sich der Ideologiebegriff auf „Ideen und Weltbilder, die sich nicht an Evidenz und guten Argumenten orientieren …
stelle ich fest, dass das meinem Gebrauch des Begriffs ‚Ideologie‘ dem recht ähnlich ist – eigentlich ist alles ganz einfach, nur nicht geeignet, intellektuelle Überlegenheit vorzutäuschen: keine Bandwurmsätze, keine Fremdworte, keine Zitate, keine 88 Seiten.

Was mir von dem 88 Seiten Paper geblieben ist, ist Kopfschütteln: Ich hatte gehofft, einmal einen Hauch von Sinn in diesen Genderstudies aufgezeigt zu bekommen, aber den scheint es tatsächlich nicht zu geben, denn sonst hätten die Autoren sicherlich nicht widerstehen können, ihn mir hämisch grinsend unter die Nase zu reiben.

Ich bin also nach wie vor auf der Suche nach den nützlichen Ergebnissen der Genderwissenschaften die, wenn auch vielleicht nicht mir persönlich, so doch der ganzen Gesellschaft, irgendwie zugute kommen könnten. Von diesem 88 seitigen Paper bin ich jedenfalls total enttäuscht.

Quelle:
Regina Frey, Marc Gärtner, Manfred Köhnen und Sebastian Scheele,
Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie
Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung 2013/2014
Gunda Werner Institut
Band 9

Kann man Anti-Feminist sein – oder muss man sogar?

Am 17. Feb. 2019 konnte man im ZDF (‚Heute‘) hören, wie Gelbwesten einen Juden antisemitisch beleidigten – und Sekunden später gab es Interviews mit anderen Gelbwesten, die sich entschieden von diesen Antisemiten distanzierten. Wenige Minuten danach sah man in ‚Berlin direkt‘, wie die AfD versuchte, sich von Rechtsextremen in ihren eigenen Reihen zu distanzieren, Parteiausschlussverfahren laufen. In der Vergangenheit hatte die SPD – leider erfolglos – versucht, sich von Thilo Sarrazin zu trennen. Das sind ein paar Beispiele dafür, dass Gruppen versuchen sich abzugrenzen gegen unerwünschte, extreme Ausleger.

Jetzt werfe ich mal einen Blick auf ‚Die Feministen‘: nehmen wir Andrea Dworkin, die neben vielem anderen sagte: „Ich möchte einen Mann zu einer blutigen Masse geprügelt sehen, mit einem hochhackigen Schuh in seinen Mund gerammt wie ein Apfel in dem Maul eines Schweins.“ (1) Selbstverständlich teilen nicht alle Feministen diese Äußerung, aber Alice Schwarzer z.B. – eine der Frontfrauen des deutschen Feminismus – schätzt Dworkin sehr: für sie ist sie eine „der bedeutendsten Theoretikerinnen des neuen Feminismus“ (2).

Noch extremer wird es bei Valerie Solanas, die für die Mehrheit der Männer die Gaskammer empfiehlt und nur einen Rest für Zuchtzwecke über lassen will (3). Das ist ganz offen faschistisch – und wie distanziert sich ‚Der Feminismus‘ von ihr? In Schweden wird ein Theaterstück nach Solana’s SCUM-Manifest an Schulen gespielt (4), Schülerinnen drehen ein Video in dem sie einen Mann ermorden und den Mord feiern (5) und in Berlin wird eine Art Musikal nach dem SCUM-Manifest im Deutschen Theater aufgeführt (6); Zitat einer Beteiligten: „Männer sind bei der Entwicklung zum Menschen „im Niemandsland zwischen Affe und Mensch stehen geblieben …“ „(7).

Feministen behaupten manchmal, das Manifest wäre ironisch gemeint, aber Valerie Solanas selbst sah das anders. In einem Interview beschreibt sie ihr Manifest in wenigen Worten und ganz ernst so:“

V.S.: That the males can’t love – they’re emotionally deficient, and because of these emotional deficiencies they fuck up the world. And all the evils of the world emanate from this male incapacity to love.
S: Well, since it’s called the Society for Cutting Up Men, is the answer to eliminate men?
V.S.: To eliminate them. Right. The first part of the manifesto is an analysis of male psychology, and the second part is like, you know, what to do about it.„(8)

Dworkin und Solanas werden übrigens von Feministen als Radikal-Feministen bezeichnet; fühlt sich an wie eine Art Ritterschlag.

Antje Schrupp reicht es nicht aus wenn die Hälfte der Mandate im Bundestag an Frauen geht, sie will eine Feministinnen-Quote, denn es müssen Feministinnen an die Macht, nicht Frauen (9), Justiz-Ministerin Barley verlässt den Boden unserer Verfassung und will den Parteien vorschreiben, wie ihre Listen aufgestellt werden müssen, während Silke Gebel, Fraktionsvorsitzende der Grünen, das einerseits begrüßt, es anderseits aber entschieden ablehnt sich dem selbst zu unterwerfen, da bei den Grünen schon mehr Frauen aufgestellt werden als Männer, und den Frauenanteil zu reduzieren kommt für sie selbstverständlich nicht in Frage! (10)

Betrachtet man die feministische Kriegsführung gegen ‚Das Männliche‘ im weitesten Sinne, findet man Lügen, Manipulation und Propaganda, die von der Propaganda des dritten Reichs gegen Juden und andere ‚Untermenschen‘ teilweise nicht zu unterscheiden ist, sowie innere Widersprüche, die den Feminismus eigentlich auf der Stelle zerreißen müssten; außer, der Zweck heiligt die Mittel und die ganzen Theorien haben nicht den Anspruch zu verstehen und zu erklären, sondern nur zu Manipulieren.

Wie geht man mit so einem Feminismus um, der Extremisten und Faschisten zu seinen Vorbildern macht statt sich davon entschieden zu distanzieren? Einem Feminismus der Demokratie und Verfassung nur dann respektiert, wenn es dem Erreichen der eigen Zielen dient?

Der Punkt um den es geht ist die Frage, wie wesentlich Faschismus als Bestandteil von Feminismus ist: eher ein krankhafter Auswuchs, den man trotz dauernder Versuche nicht los wird, oder wesentlicher Bestandteil, ohne den Feminismus nicht gedacht werden kann. Ich bin von letzterem überzeugt. Würde man alle faschistischen Tendenzen aus dem Feminismus entfernen, wäre er weg und es bliebe eine Frauenbewegung die sich für die Anliegen von Frauen einsetzt.

Als ich in den siebzigern auf die Frauenbewegung aufmerksam wurde, war ich natürlich dafür. Frauen wurden auf breiter Front als Menschen zweiter Klasse behandelt und das widersprach nicht nur dem Grundgesetz sondern auch meinem Selbstverständnis als Mensch. Als ich Alice Schwarzers ‚Kleinen Unterschied‘ las, fiel mir da gar nicht auf, dass ihr Antrieb Hass war und nicht, wie vorgeschoben, Menschlichkeit. Als mir erklärt wurde, biologische ‚Männlichkeit‘ gebe es gar nicht, dabei handele es sich um ein soziales Konstrukt, da habe ich gelacht über solche Dummheit – ein schwerer Fehler.

Es  hat Jahrzehnte gedauert bis ich den Plan dahinter verstanden habe: Was die Natur per Biologie vorgibt, kann nur schwer verändert werden, aber was sozial konstruiert ist kann auch wieder dekonstruiert werden. Das ermöglicht es, das ‚männliche‘ durch Umerziehung wieder aus der Welt zu entfernen.

Dieser Plan, das Männliche aus der Welt zu entfernen ist nicht von Solanas erfunden worden, sie hat ihn nur sehr drastisch formuliert; anzutreffen aber ist er bei Feministen jeder Zeit: mal als Vorstellung alle Männer umzubringen, mal als Idee der Umerziehung, manchmal als Vision der weiblichen Überlegenheit, die den Mann einfach als minderwertig aussterben lassen wird.

Ist das faschistisch? Über die Frage was Faschismus ist streiten sich die Gelehrten bis hin zu Historikern, die den Faschismus auf den Beginn der faschistischen Bewegung in Süditalien begrenzen wollen. Ich habe diese Frage für mich aber so beantwortet: was landläufig als Faschismus bezeichnet wird ist nur das Symptom einer bestimmten Weltanschauung. Dieses Weltbild ist der Kern des Bösen: Menschen werden als Sachen betrachtet, die, wenn man sie nicht brauchen kann, wenn sie im Weg sind, oder wenn sie tot mehr nutzen als lebendig, auf den Müll können. Dann gibt es keinen Unterschied mehr, ob sie als Opfermasse in den Krieg geschickt werden, als Forschungsgegenstand ertrinken müssen, als Behinderte den RoI schmälern, die falsche Hautfarbe, den falschen Glauben oder das falsche Geschlecht haben. Und ob man sie tötet, ausstößt, in Lagern um-erzieht, Kinder als Soldaten in den Tod schickt oder als Waffe gegen Ex-Partner instrumentalisiert ist dann letztlich zweitrangig.

Die rührige Feministin Sibel Schick hat übrigens aktuell, sehr energisch und kompromisslos den Hashtag #MenAreTrash verteidigt. Immerhin, sie hatte Gegner in den eigenen Reihen.

Natürlich sind auch hier, wie immer und überall, die Grenzen fließend und wo genau man seine persönlichen Grenzen ziehen sollte, ist nicht in einer Diskussion zu klären. Aber für mich gibt es da wirklich überhaupt keinen Zweifel: Faschismus, bzw. das zu Grunde liegende faschistische Weltbild, das es erlaubt, Menschen zu entmenschlichen, dieses Weltbild ist wesentlicher Bestandteil der Feministischen Bewegung.

Natürlich wird dadurch jetzt nicht jeder sich selbst Feminist nennende zum Faschisten. Aber niemand wird heute gezwungen, sich als Feminist zu bezeichnen; wer das tut, tut es freiwillig und sollte sich über das informieren was er tut, insbesondere, wer schon im Boot sitzt. Wie jeder, der in die AfD eintritt, das auch tun sollte. Ein „Ich bin zwar in der AfD aber nicht rechts und der Höcke ist keiner von uns (oder: „kenne ich nicht““ wäre als Ausrede nicht akzeptabel. Zwar ist ‚Der Feminismus‘ keine Partei in die man eintreten kann, aber jedes Bekenntnis dazu hat nur Wert, wenn man es ernst nimmt. Ich tue das: Wer sich als Feminist*in bezeichnet, bekennt sich zu einer in wesentlichen Teilen offen-faschistischen, antidemokratischen Vereinigung. Da kann ich nur Anti-Feminist sein.

Die einzige Frage die sich mir dabei noch stellt ist, ob die ‚Antifeministen‘ selbst schon den Status einer Vereinigung haben, über die ich mich erst ein mal informieren müsste, bevor ich ihr ‚beitrete‘. Das ist meiner Ansicht nach aber nicht der Fall, denn ich sehe da keine Organisationsstrukturen wie bei den Feministen und keine Galionsfiguren die öffentlich die Rolle von Führer*innen spielen. Ich sehe da nicht mal eine Bewegung drin, nichts dem man beitreten könnte. Das ‚Anti‘ bringt nur ein Dagegen-sein zum Ausdruck, ohne diejenigen, die dagegen sind, zu Einen und zu einer Gruppe zu formen.

Feministen dagegen betrachte ich als greifbare Gruppe, als Feinde einer friedlichen, toleranten Gesellschaft, mal aktiv-faschistisch, mal eher passiv und dumm; aber wer sich davon nicht aktiv und glaubwürdig distanziert, ist für mich Feind, nicht Gegner.

Hier ein paar Quellen (Stand März 2019):

1. https://de.wikimannia.org/Andrea_Dworkin
2. https://cora-stephan.blogspot.com/2010/12/zur-porno-kampagne-von-alice-schwarzer.html
3. https://www.amazon.de/S-C-U-M-Manifest-Gesellschaft-Abschaffung-M%C3%A4nner/dp/3865726666
4. https://zeiger.wordpress.com/2011/11/12/scum-als-schultheaterstuck-in-schweden/
5. https://zeiger.wordpress.com/2011/11/19/goteborg-scum-girls/
6. https://www.deutschestheater.de/programm/archiv/f-j/feminista_baby/
7. https://feminismus.ne-ne-ne.de/2018/02/03/anzeige-gegen-das-zdf-wegen-volksverhetzung/
8. https://news.google.com/newspapers?id=5fZNAAAAIBAJ&sjid=OYsDAAAAIBAJ&pg=5629,1435379&dq=valerie-solanas&hl=en
9. https://uepsilonniks.wordpress.com/2016/10/22/antje-schrupp-wackere-streiterin-fuer-demokratie/
10. https://www.berliner-zeitung.de/berlin/zu-viele-frauen-das-besondere-problem-der-gruenen-mit-einem-berliner-paritaetsgesetz-32192028

Menschenwürde wurde nicht verletzt

Die Anzeige wegen Volksverhetzung [Aktenzeichen: 3100 Js 9401/18 bei der Staatsanwaltschaft Mainz, hier der Text der Anzeige] ist natürlich ausgegangen wie erwartet: sie wurde am 11.04.2018 mangels Anfangsverdacht abgewiesen. Die Gründe knapp zusammengefasst:

Aussagen wie ‚Männer sind bei der Entwicklung zum Menschen „im Niemandsland zwischen Affe und Mensch stehen geblieben …„‚

  • sind nicht geeignet ‚den öffentlichen Frieden zu stören‘, da sie nicht zum Hass aufstacheln, zu Gewalt auffordern oder die Menschenwürde angreifen.
    • So eine Aufforderung müsste über ein bloßes Befürworten hinausgehen.
  • stellen keine Stimmungsmache dar ‚die zugleich den geistigen Nährboden für die Bereitschaft zu Exzessen … liefert.‘
  • erfolgten im Rahmen eines Kunstwerkes und sind dadurch geschützt.

Abschließend heißt es: „Schließlich ist in der Äußerung auch kein Angriff auf die Menschenwürde zu sehen, denn ein solcher Angriff liegt nur vor, wenn dieser sich nicht gegen einzelne Persönlichkeitsrechte (z.B. Ehre) richtet, sondern den Menschen im Kern seiner Persönlichkeit trifft, indem er unter Missachtung des Gleichheitssatzes als unterwertig dargestellt und ihm das Lebensrecht in der Gemeinschaft bestritten wird; notwendig ist, dass es sich ‚um eine Tat handelt, die deshalb unmenschlich ist, weil sie das Menschentum des Angegriffenen bestreitet oder relativiert … ‚Auch diese Voraussetzung liegt erkennbar nicht vor.“

Die ersten drei Punkte kann ich zumindest nachvollziehen, den abschließenden letzten aber nicht, da Frau Rösinger explizit das tut, was die Staatsanwaltschaft leugnet: sie bestreitet und relativiert das Menschentum von Männern!

Für den Eintrag auf Facebook: „Was hier kommt, und als Flüchtlinge deklariert auf unser Volk losgelassen wird, sind mehr Tiere als Menschen“ gab es übrigens eine Strafe von 2.250,00 Euro – wegen Volksverhetzung.

Besonders bedauerlich finde ich, dass Frau Rösinger und die anderen betroffenen Personen von dieser Anzeige nicht einmal erfahren werden und damit nicht mal einen Anstoß erhalten, über ihre Positionen zu solchen Aussagen nachzudenken.



Feminismus-Kritik – taz-Redakteurin rastet aus

Aufgehängt an der #MeToo Kampagne, hat Jens Jessen, Redakteur der Zeit, sich in der Ausgabe No. 15/2018 in dem Artikel „Schäm dich, Mann!“ getraut, den aktuellen Feminismus zu kritisieren – und die Betroffenen verfallen in Schnappatmung; das ist wirklich kaum zu glauben. Herr Jessens Hauptvorwurf ist, dass Männer eigentlich tun können, was sie wollen, aber in jedem Fall von diesen Feministen als ‚typisch Mann und darum zu bekämpfen‘ dargestellt werden – alleine, weil Männer dem falschen Geschlecht angehören. Und das belegt er vielfältig.

Dass das bei Feministen nicht gut ankommen und irgendwelche Reaktionen hervorrufen würde, war klar; dass sie teilweise einfach ausrasten würden, eher nicht. Patricia Hecht beispielsweise, Redakteur der taz, scheint vollkommen den Verstand verloren zu haben [taz: Titelgeschichte der aktuellen „Zeit“ – Ganz großes Gejammer], anders kann ich mir ihren Artikel nicht erklären.

Zunächst halluziniert sie und malt sich aus, wie Herr Jessen seinen großen Auftritt vor Publikum im Scheinwerferlicht genießt, dann wirft sie ihm „misogyne Tradition“ vor, zitiert ein paar einzelne Worte und Sätze aus seinem Artikel. Auch die Leserschaft – „älteres Semester, konservative Ecke“ wird noch ein klein wenig lächerlich gemacht (schreibt „Leserbrief … über Frauen …, die plötzlich ungefragt die Welt kommentieren„), und dann kommt sie zur Analyse: „Was Jessen schreibt, ist die Selbstvergewisserung der hegemonialen Männlichkeit„. Das ist mal ein Satz. Anschließend gefällt sie sich wieder in abgehobenen Phantasien und malt sich aus, wie Herr Jessen – quasi als getretener Hund – die Bühne wieder verlässt, um dann zu schließen:

Aber vielleicht wäre das gar nicht, was Jessen braucht. Vielleicht braucht er nur eine, die einen alten Mann, der die Welt nicht mehr versteht, an der Hand nimmt, wenn er sich ausgeweint hat. Die ihm ganz sanft sagt, so ist das, wenn man Macht verliert, Jens, so ist das, wenn das alte System wankt. Du darfst verunsichert sein, das ist in Ordnung. Die ihn von der Bühne führt, über der das Scheinwerferlicht längst ausgegangen ist, ihm über den Kopf streichelt und sagt: Lieber Jens Jessen, sorge dich nicht. Alles wird gut.

Der ganze Artikel ist frei von jeglichem Versuch, argumentativ auf Jessens Vorwürfe einzugehen und besteht aus absolut nichts als heißer Luft. Das ist doch kein Journalismus, das ist Stammtisch nach der letzten Rund – und das habe ich in meinem Kommentar auch so ähnlich geschrieben:

Was für eine jämmerliche Reaktion: Viel Aufregung, Jammern, Hauen und Treten und beleidigt sein – aber NULL Inhalt, keinen Punkt aufgegriffen, kein Argument gegen irgendwas. Wieso ist Frau Hecht Journalistin geworden wenn der Kopf so leer und der Bauch so voll Hass ist? Um sich vor großem Publikum auskotzen zu können? Wenn Sie was zu sagen haben, dann tun Sie’s, wenn nicht, lassen Sie’s.

Und jetzt frage ich mich, welches Wort ich hätte weglassen müssen, damit dieser Kommentar auch in der taz erscheint. ‚auskotzen‘ dürfte es eher nicht sein, das habe ich von Frau Hecht übernommen …

Das ist ein subtile Form von Zensur: den Kampfhund von der Leine lassen und dem Anders-Denkenden einen Maulkorb verpassen.

Gibt es feministische Rechtsprechung?

Der Fall mutet zunächst ein wenig bizarr an, der Ursprung reicht einige Jahre zurück. Anfang 2011 hatten die damals 22 jährige Nicol S. und der gleichaltrige Dominik K. ein kurzes, intensives Verhältnis, in dem sie sexuell sehr experimentierfreudig gewesen waren. Als Nicol S. die Beziehung beendete, verlangte sie von ihrem Freund, sie vollständig aus seinem Leben zu streichen; was das bedeuten sollte, war Dominik K zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Danach haben beide sich 3 Jahre lang nicht mehr gesehen.

Bei einem Weinfest im Sommer 2014 standen sie sich dann ganz plötzlich und unerwartet gegenüber. Dominik K. soll ’seine‘ Nicol sofort unverschämt und eindeutig angegrinst haben, worauf Frau S. auf Dominik K. zu ging und ihn energisch aufforderte, dieses eindeutige Grinsen zu unterlassen. Als Herr K. der Aufforderung nicht Folge leistete, warf sie ihm vor, sich an intime Details zu erinnern, die ihm jetzt verboten seien.

Dominik K. soll darauf frech erwidert haben, er ließe sich die Erinnerung an ihre intimsten Details nicht verbieten, wobei er bei den ‚intimsten Details‘ besonders breit gegrinst habe. Bestätigt wurde das von Zeugen, die die Szene aus einiger Entfernung beobachtet hatten, bereit, Frau S. gegen den aufdringlichen Kerl zu verteidigen. Eine empörte Zeugin bestätigte, Herr K. habe die sympathische, attraktive Nicol S, die zu diesem Zeitpunkt einen sehr kurzen, engen Rock sowie ein enges T-Shirt mit weitem Ausschnitt trug, bei dieser Gelegenheit ‚wie ein typischer Sexualverbrecher‘ objektifizierend gemustert und ihr auf den Schritt gestarrt habe. Nicol S. war schockiert und verlangte, dass Dominik K. sie umgehend vollständig aus seinem Gedächtnis streiche, und drohte mit Klage.

Diese Klage wurde heute, nach dem man Frau S. einen jahrelangen, erniedrigenden Spießrutenlauf durch die Medien zugemutet hatte, in letzter Instanz rechtskräftig entschieden.

Während die beiden ersten Instanzen Nicol S. mit der fadenscheinigen Begründung abgewiesen hatten, es wäre gar nicht möglich nachzuweisen, ob Dominik K. wirklich alle Erinnerungen an ihre sexuellen Vorlieben und intimen Details zuverlässig aus seinem Gedächtnis getilgt habe, so dass ein Verbot sinnlos sei, sah die letzte Instanz das jetzt anders. Nicols Anwältin, die sich in feministischen Kreisen einen Namen damit gemacht hatte, versteckte sexuelle Gewalt aufzudecken und zur Verurteilung zu bringen, hatte herausgefunden, dass es mittlerweile zuverlässige Verfahren gibt um nachzuweisen, dass ein Mann ein Bild früher schon ein mal gesehen hat; dass er also noch eine – in diesem Fall verbotene – Erinnerung daran hat [1][2][3][4]. Außerdem fand sie ein Urteil des BGH, nach dem das Löschen bestimmter Bilder angeordnet werden kann [5]. Damit hatte sie alles, was sie brauchte, um Dominik K. einer schweren sexuellen Straftat zu überführen. Er wurde umfangreichen Tests unterzogen, bei dem ihm Bilder von Nicols Genitalien gezeigt und seine  Gehirnreaktionen gemessen wurden. Die Messungen waren eindeutig: Dominik K. konnte sich an jedes Detail ’seiner‘ Nicol genau erinnern.

Dominik K. wurde darum rechtskräftig wegen Verletzung der Menschenwürde einer Frau in einem besonders schweren Fall – er konnte sich nachweislich auch an die intimsten Details erinnern und grinste sogar noch vor Gericht – zu 4 1/2 Jahren Haft verurteilt. Außerdem ordnete das Gericht an, dass Dominik K. sich dem Test jedes halbe Jahr zu unterziehen habe bis sichergestellt sei, dass er zu mindestens 90% keine Erinnerung mehr an Nicols intimste ‚Geheimnisse‘ hat. Sollten auch nach Ende der Haft noch intime Erinnerungen weiter bestehen, müsste Dominik K. sich, so bestimmte es die oberste Richterin, einer Gehirnoperation oder einer Behandlung mit Elektroschocks unterziehen, oder weitere Jahre in Sicherungsverwahrung verbringen.

Die Anwältin ließ verlauten, ihre Mandantin werde diesen Sex-Teufel regelmäßig im Gefängnis besuchen und schon dafür sorgen, dass ihm die Erinnerung an sie niemals vergehen werde.

Das Urteil wurde heute, am 01.04.2018 rechtskräftig.

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautete mittlerweile, Dominik K. habe enge Kontakte zu einer auf Geschlechtsumwandlungen spezialisierten Klinik aufgenommen und beabsichtige, einen Teil der 3 1/2 Jahre im Frauengefängnis abzusitzen. Ob es ihm, bzw. ihr, dort besser gefallen wird, darf bezweifelt werden.

Quellen:
1. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/hirnstroeme-computer-rekonstruiert-filme-aus-gedanken-a-787867.html
2. http://www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/1543917/Der-P300-Beweis
3. https://www-old.cs.uni-paderborn.de/fileadmin/Informatik/FG-Szwillus/Bachelor-Studienarbeiten/Brain-Computer_Interfaces__Messmethoden_und_Anwendungen_%E2%80%93_Eine_Literaturstudie.pdf
4. Anne Hauswald, Das Wiedererkennen emotionaler Bilder – eine MEG-Studie
5. https://www.anwalt.de/rechtstipps/nacktfotos-nach-trennung-auf-verlangen-zu-loeschen_076817.html

Anzeige gegen das ZDF wegen Volksverhetzung

Freunde hatten es vorausgesagt, aber ich konnte es kaum glauben: Für Männerhass und Volksverhetzung gegen Männer interessiert sich niemand. Juden – ja, ganz schlimm. Frauen – auch ganz schlimm! Flüchtlinge – im Moment besonders schlimm. Männer – ist schon OK, oder was?

Twitter löscht einen Tweet, in dem es über Noah Becker heißt: „Dem kleinen Halbneger scheint einfach zu wenig Beachtung geschenkt worden zu sein, anders lässt sich sein Verhalten nicht erklären.

Für den Eintrag auf Facebook: „Was hier kommt, und als Flüchtlinge deklariert auf unser Volk losgelassen wird, sind mehr Tiere als Menschen“ gab es eine Strafe von 2.250,00 Euro – wegen Volksverhetzung.

Aber „Mann sein heißt kaputt sein“ oder Männer sind „ im Niemandsland zwischen Affe und Mensch stehen geblieben“
darf öffentlich verbreitet werden ohne dass unser sensibles Volksempfinden sich dafür interessiert?

Nun ja, da es wirklich von keiner Seite irgendeine Reaktion auf meinen offenen Brief bzw. den Beitrag in Aspekte/Mediathek gab, habe ich am 18. Dezember 2017 Anzeige gegen das ZDF erstattet.

Noch am 18 Dezember 2017 erhielt ich die offizielle Empfangsbestätigung der Polizei.nrw.de. In der Bestätigung der Weiterleitung an die Polizei Dortmund, ebenfalls vom 18.12, heißt es:

Das Aktenzeichen liegt derzeit noch nicht vor, sondern wird nach Prüfung der Zuständigkeit durch die sachbearbeitende Dienststelle vergeben.

Heute, am 3. Februar 2018, liegt das Aktenzeichen entweder immer noch nicht vor, oder man hat es mir noch nicht zu gesendet. Noch Mitte 2017 hätte ich mir so manches ‚in Deutschland‘ nicht vorstellen können; aber jetzt kann ich mir vorstellen, dass die Anzeige gezielt vergessen und nicht bearbeitet wird.

Das hier war meine Anzeige:

Betr.: Anzeige gegen das ZDF wegen Volksverhetzung nach §130 StGB sowie Antrag auf einstweilige Verfügung

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit erstatte ich Anzeige gegen das ZDF, vertreten durch seinen Intendanten Dr. Thomas Bellut sowie den Leiter Hauptredaktion Neue Medien, Dr. Eckart Gaddum, wegen Verbreitung eines volksverhetzenden Beitrags in der Aspekte-Sendung vom 3. Nov 2017 und dem dazu gehörenden Beitrag mit dem Titel ‚Wir sind nicht radikal genug‘ in der ZDF-Mediathek.

Begründung:
Gegenstand der Klage ist ein Beitrag in der bezeichneten Aspekte-Sendung vom 3.11 über das Theaterstück ‚Feminista, Baby!‘, das zur Zeit in Berlin aufgeführt wird. In der ZDF-Mediathek wird dazu unter dem Titel ‚Wir sind nicht radikal genug‘ ein Gespräch mit Frau Christiane Rösinger wiedergegeben, aus dem in der Sendung vom 3. November ein Ausschnitt zu sehen ist. Insbesondere zwei Stellen des Gesprächs sind meiner Ansicht nach volksverhetzend nach §130 StGB. In diesen Passagen werden folgende Aussagen gemacht:

1. Bei Position 0 Min 34 Sekunden sagt Frau Rösinger:
„Natürlich ist es übertrieben, alle Männer umbringen zu wollen. Das geht ja aus rein humanitären Gründen nicht. Aber …“

2. Bei Position 3 Minuten 03 Sekunden hört man aus dem Off eine Stimme fragen: „Mann sein heißt kaputt sein … Kann das sein, dass da was dran ist?“ Darauf antwortet Frau Rösinger nach kurzer Überlegung: „Ja, ich denke schon. Es gibt auch viele andere schöne Zitate: dass Männer eben nicht zur Empathie fähig sind, gefühlloser Glotzmist, wandelnder Misthaufen, im Niemandsland zwischen Affe und Mensch stehen geblieben …“

Beide Passagen sind unmittelbar verletzend und zielen auf den gesamten männlichen Teil der Bevölkerung.

Wichtig ist dabei, dass weder Frau Rösinger noch das ZDF, in der Sendung vertreten durch die Moderatoren Schück und Sallié, eine in irgendeiner Form relativierende, distanzierende Position zu diesen Aussagen einnehmen, sondern diese unkommentiert genau so stehen lassen, wie sie erfolgt sind. Dabei ist die erste gemachte Aussage von Frau Rösinger ohne jeden Zweifel eine Aussage, die ihre Meinung wiedergibt: sie betrachtet Massenmord an allen Männern nicht als furchtbar und einen schlimmen Fehler, sondern als übertrieben …

In der zweiten Passage antwortet sie direkt auf eine Frage, d.h. wir hören Frau Rösingers Meinung, wenn sie auf die Frage „Mann sein heißt kaputt sein … Kann das sein, dass da was dran ist?“antwortet: „Ja, ich denke schon.“ Sie denkt also, Mann sein heiße kaputt sein und sie spricht das aus. Sie spricht nicht von bestimmten oder einigen Männern sondern von allen; das ist volksverhetzend. Dann ergänzt sie ihre soeben gemachte Aussage um Zitate, die sie schön findet. In dieser Form wiedergegeben, handelt es sich dann nicht mehr um gegebenenfalls schlimme Dinge die jemand anderes gesagt hat und über die man jetzt spricht, sondern es handelt sich um die Wiedergabe der eigenen Meinung, zu der man die Worte eines Anderen benutzt. Das heißt, Frau Rösinger sagt – unter Verwendung von Zitaten – Männer seien „nicht zur Empathie fähig, gefühlloser Glotzmist, wandelnder Misthaufen, im Niemandsland zwischen Affe und Mensch stehen geblieben …“ Auch diese Worte sind zutiefst verletzend und werden an keiner Stelle abgeschwächt oder relativiert.

Frau Rösinger beschimpft damit alle Männer, also einen wesentlichen Teil der deutschen Bevölkerung, und macht diese böswillig verächtlich. Sie setzt das Ansehen der halben Bevölkerung herab indem sie Männer als minderwertig und verachtenswert darstellt und greift somit direkt die Menschenwürde der Männer an.

Wie verachtend ihre Äußerungen sind spürt man besonders deutlich, wenn man einmal die Zielgruppe ‚Männer‘ durch ‚Frauen‘ oder ‚Juden‘ ersetzt: Eine Aussage wie: „Natürlich ist es übertrieben, alle Juden umbringen zu wollen …“ oder „Frauen sind nicht zur Empathie fähig, gefühlloser Glotzmist, wandelnder Misthaufen, im Niemandsland zwischen Affe und Mensch stehen geblieben …“ wirken unmittelbar schockierend.

Darum erstatte ich wegen Verbreitung dieses volksverhetzenden Beitrags, der gegen den § 130 verstößt, Anzeige gegen das ZDF. Außerdem beantrage ich eine einstweilige Verfügung gegen das ZDF zu erlassen mit der Anordnung, den betreffenden Beitrag aus der Mediathek zu entfernen oder entsprechend zu kürzen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.

Hochachtungsvoll

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Links:
Gespräch mit Frau Christiane Rösinger in der Mediathek:
https://www.zdf.de/kultur/aspekte/christiane-roesinger-im-interview-100.html

Aspekte-Sendung vom 03. November 2017 in der Mediathek:
https://www.zdf.de/kultur/aspekte/aspekte-vom-3-november-2017-100.html

Offener Brief: (fast) keine Reaktionen

Es ist jetzt zwei Wochen her, seit ich meinen offenen Brief an das ZDF gesendet habe. Außerdem hatte ich Kopien an folgende Stellen gerichtet:

welt.de
faz.net
sueddeutsche.de
zeit.de
focus.de
spiegel.de
wr.de
deutschlandradio.de

sowie an man-tau.

Automatische Antworten habe ich von Spiegel und Focus erhalte sowie eine persönliche, auf die Sache bezogene, Mail von Herrn Schoppe von man-tau. Das war’s: keine Reaktion vom ZDF oder den übrigen angeschriebenen Adressaten.

Dass man sich nicht für mich interessiert: geschenkt. Aber dass Gedanken über einen Massenmord so ganz ohne Reaktion bleiben finde ich etwas befremdlich. Vielleicht haben sich unsere Qualitätsmedien ja doch darauf geeinigt, Feministen nicht auf die Füße zu treten.

Ermordung aller Männer – Offener Brief zur Aspekte-Sendung vom 3. November 2017

An: aspekte@zdf.de
An: zuschauerredaktion@zdf.de

Sehr geehrter Herr Schück, sehr geehrte Frau Sallié,

leider bin ich erst jetzt auf die Themen der Aspekte-Sendung vom 3. November 2017 (*) aufmerksam geworden, weswegen ich mir diese Sendung aus der ZDF-Mediathek angesehen habe. Besonders interessierte mich der Beitrag „Diese Radikalität fehlt uns heute“ (ein Gespräch mit Christiane Rösinger über Feminismus und #MeToo), in dem es um das SCUM-Manifest von Valerie Solanas geht; ein Ausschnitt des Gesprächs wurde in der Sendung eingespielt.

In diesem Ausschnitt sagt Frau Rösinger: „Natürlich ist es übertrieben, alle Männer umbringen zu wollen. Das geht ja aus rein humanitären Gründen nicht. Aber …“ An dieser Stelle bin ich leicht zusammengezuckt: Männer nicht umzubringen ist für Frau Rösinger also ein Akt der Barmherzigkeit; nicht der Wert eines Menschen an sich verbietet, alle Männer zu töten, sondern sondern weibliche Großherzigkeit.

Das darauf folgende ‚Aber‘ wird erst ab der 3. Minute genauer erklärt: Auf die Bemerkung aus dem Off: „Mann sein heißt kaputt sein … Kann das sein, dass da was dran ist?“ antwortet sie nach kurzer Überlegung: „Ja, ich denke schon. Es gibt auch viele andere schöne Zitate: dass Männer eben nicht zur Empathie fähig sind, gefühlloser Glotzmist, wandelnder Misthaufen, im Niemandsland zwischen Affe und Mensch stehen geblieben …

Das also gefällt Frau Rösinger. Wie ist so eine Aussage einzuordnen?

Der psychologische Kern von Faschismus ist die Unterscheidung in Herrenmenschen und Untermenschen, in wertes und unwertes Leben. Herrenmenschen verfügen danach über das natürliche Recht Untermenschen wie Sachen behandeln zu dürfen, weil Untermenschen geringer an Wert oder unwert seien – diese Unwertigkeit des Mannes führt Frau Rösinger im Detail aus. Valerie Solanas empfiehlt Männern darum in ihrem Manifest Gaskammern für einen schmerzlosen Tod – vielleicht kommt das ja doch noch Frau Rösingers Vorstellung von Humanität entgegen.

Für mich ist dieses Gespräch starker Tobak.

Was mich aber letztlich überrascht ist nicht, dass Menschen solche Ansichten haben; das 3. Reich ist ja noch nicht so lange vorbei, als dass man sich nicht mehr erinnern könnte. Auch erschreckt mich nicht, dass so etwas im Fernsehen gesagt werden darf; das gehört zu unseren demokratischen Errungenschaften, die mir wichtig sind. Was mich betroffen macht ist die Abgestumpftheit der Moderatoren, die bei ihrer Mikroskop-Sicht auf selbst gewählte Aspekte der Gesellschaft nicht mehr wahrnehmen, welche Ungeheuerlichkeiten in ihrem Umfeld und sogar in ihrer Sendung gesagt, oder – per Mediathek – zu ihrer Sendung veröffentlicht werden.

Sich alle Männer tot zu wünschen und diesen Wunsch äußern und begründen zu dürfen ist eines; mit so einer Aussage – öffentlich geäußert – keinen #Aufschrei auszulösen, etwas ganz anderes. Hätte Frau Rösinger statt ‚Männer‘ ‚Juden‘ gesagt oder gar ‚Frauen‘, hätte das in unserer sensibilisierten Medienlandschaft vermutlich eine Welle der Entrüstung mit eigenem Hashtag ausgelöst, die Moderatoren wären zutiefst betroffen gewesen.

Zwar bin ich angesichts solcher Unsensibilität nicht geschockt – mir wurde ja kein unerwünschtes Kompliment gemacht – aber ich bin doch ein wenig betroffen, dass es niemanden mehr aufzuregen scheint, solche Hetze unkommentiert im Fernsehen hören zu müssen. Insbesondere von Ihnen, den Moderatoren der Sendung, hätte ich da zumindest etwas gespielte Empörung erwartet.

Herr Schück wünscht sich zu Beginn der Sendung, „dass nun endlich dieses System ins Wanken gerät, …“  Wenn sein Wunsch in Erfüllung geht könnte es allerdings sein, dass er den glorreichen Start ins 4. Reich gar nicht miterleben darf …

Um Ihrer Versuchung, diese Äußerungen eines alten, weißen Mannes gleich zu entsorgen, entgegen zu wirken, habe ich mir erlaubt, dieses Schreiben als offenen Brief auch an weitere Adressaten zu senden. Vielleicht erhöht das ja die Wahrscheinlichkeit dem Papierkorb zu entgehen; unsere Medien sind ja nicht gleich-geschaltet.

Hochachtungsvoll,
Reinhard Heisterhagen

  • Die Links zur Mediathek sind mittlerweile ungültig. Ausschnitte aus der Sendung bzw. dem Beitrag in der Mediathek stehen hier:
    Rösinger 1
    Rösinger 2

Qualitätsjournalismus oder: Warum dieses Blog jetzt sein muss

In letzter Zeit habe ich mich häufig darüber geärgert, dass unsere Qualitätsmedien zum Teil eine ganz andere Vorstellung von Qualitätsjournalismus haben, als ich. Selbstverständlich kann meine einzelne Meinung bei so viel anderen Meinungen nicht maßgeblich sein; aber vertreten sein sollte sie schon. Und genau das ist der Punkt: von Qualitätsjournalismus erwarte ich, dass komplexe Probleme von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet und erklärt werden, denn nur so kann der Leser, Zuhörer oder -Schauer sich ein realitätsnahes Bild von einem Sachverhalt bilden. Das Gegenteil davon ist Filterblasen-Journalismus, der nur noch den Ausschnitt der Realität wahrnehmen kann, der sich direkt vor dem Loch befindet, in das sich der Journalist selbst eingegraben hat. Und das beobachte ich mehr oder weniger ausgeprägt in allen nennenswerten Medien in Deutschland wenn es um das Thema Feminismus oder dessen Umfeld geht: eine kritische Sicht existiert nicht.

Beim Thema Feminismus, Sexismus und so weiter, gibt es fast – ausgenommen sind natürlich die brillanten Artikel eines Thomas Fischer oder Jochen Bittner – nur noch eine einzige Sichtweise, einen einzigen Blickwinkel. So, als gäbe es für unsere Gesellschaft nur einen richtigen Weg in eine glückliche Zukunft, und dieser Weg ist selbstverständlich wieder ein mal nur einer elitären Gruppe bekannt: hier den Feministen. Woher nehmen sie bloß diese Gewissheit, wo sie sich doch permanent gegenseitig und sogar selbst widersprechen?

Die Frage, wie Menschen glücklich werden, habe ich im feministischen Umfeld interessanter weise noch nie diskutiert gesehen – Ideologen haben ihre Gewissheiten. Und sie wissen: durch Gleichheit wird die Welt besser! Folgerichtig wird dann auch nicht mehr die Frage gestellt, was Frauen glücklich macht – geschweige denn alle Menschen – sondern nur noch, wo es in der Gesellschaft Unterschiede nach Geschlecht gibt, die zu beseitigen sind. Wie das geht, hat die Süddeutsche Zeitung auf besonders flache Art im April 2016 demonstriert: Unter dem Titel „Gleichberechtigung Geld, Oscars, Rock ’n‘ Roll – so ungleich sind Männer und Frauen“ [SZ: … so ungleich sind Männer und Frauen] kommt man schnell auf den Punkt. Zitat: „Deshalb haben wir einfach nackte Zahlen zusammengetragen, die dokumentieren, wie groß die Unterschiede zwischen Männern und Frauen immer noch sind“

Die Frage nach der Bedeutung dieser Zahlen stellt sich schon nicht mehr, es geht nur noch darum ein 50/50 bei den Prozenten zu erreichen: Feminismus mit dem Taschenrechner – wie primitiv. Und dass es hier um gesellschaftliche Veränderung und Ziele geht, kann man dem „wie groß die Unterschiede … immer noch sind“ entnehmen: wo etwas immer noch so ist, besteht offensichtlich dringender Änderungsbedarf.

Dass ‚Die Frauen‘ dabei nicht in jedem Fall auf ‚Gleichberechtigung‘ bestehen – wobei das alles mit Gleichberechtigung überhaupt nichts zu tun hat sondern mit Gleichstellung bzw. Gleichheit – wird im nächsten Satz angedeutet: „Nicht jede Zahl muss man total ernst nehmen, …“ – damit niemand auf die Idee kommt, es dränge ‚Die Frauen‘ evtl. in den harten, schweißtreibenden Straßenbau oder an die Hochöfen. Obwohl: Beschäftigte an Hochöfen und im Straßenbau fehlen seltsamer weise in der Auflistung von Unterschieden, obwohl ich gerade hier große Ungerechtigkeiten vermute. Das muss den selbstgerechten Feministen entgangen sein.

Dass Menschen sich eine gerechte Gesellschaft wünschen, muss wohl nicht umfangreich recherchiert werden, das dürfte allgemeiner Konsens sein. Aber dass sie eine gleiche Gesellschaft wünschen? Wollen wir alle gelähmt sein, wenn einer gelähmt ist? Wollen wir alle Moped fahren, wenn wir einen Mopedfahrer sehen? Will wirklich jeder Vorstandsvorsitzender eines Konzerns sein, Vater oder Mutter, Handwerker oder Programmierer … und so weiter? Nein, natürlich nicht. Vielleicht wünschen wir uns alle gleiche Chancen, unsere Ziele zu erreichen, aber die Ziele können sehr verschieden sein.

Natürlich werden jetzt viele Feministen aufschreien (das hoffe ich jedenfalls), dass sie doch auch nur diese Form von Gleichheit wollen und keine wirkliche, genaue Gleichheit (mit den Bedeutungen mancher Begriffe haben Feministen seit je her Probleme). Aber das stimmt nicht. Zum einen machen sie ja nicht nur genaue Vorschriften, wie z.B. die Hausarbeit aufzuteilen sei, zum anderen greifen sie auch Frauen, die einen anderen Entwurf für ein glückliches Leben habe, zum Teil äußerst bösartig an: da geht es um etwas ganz anderes als die Gleichheit der Chancen, sein Leben zu verwirklichen.

So werden vom Feminismus nicht ein mal die kleinen Ungerechtigkeiten des Lebens gelöst. Und die großen Ungerechtigkeiten werden nicht ein mal angesprochen. Wer da ran will, muss gegen den Neoliberalismus, oder wie auch immer der sich jetzt zur Tarnung gerade nennt, kämpfen. Feministen kämpfen aber weder für das Wohl der Gesellschaft noch für das Wohl der Frauen, sie kämpfen für das Wohl eines elitären Zirkels neoliberaler, weiblicher Egoisten.

Diese feministische Propaganda habe ich lange ertragen ohne viel dazu zu sagen. Aber alles hat seine Grenze und die ist jetzt erreicht. Am 3. November 2017 wurde im ZDF eine gegen Männer gerichtete volksverhetzende Passage ausgestrahlt [aspekte vom 3. November 2017] und in der Mediathek in großer Breite Platz eingeräumt [„Diese Radikalität fehlt uns heute“], ohne dies in irgendeiner Form zu relativieren. Daraufhin habe ich den Moderatoren eine höfliche, aber kritische Mail geschrieben und diese, da ich mir wegen schlechter Erfahrungen nicht sicher war, ob Kritik überhaupt zur Kenntnis genommen wird, als offenen Brief an weitere große Rundfunkanstalten und Zeitungen verteilt.

Nach nunmehr fast zwei Wochen hat niemand der angeschriebenen Personen oder Abteilungen auch nur den Eingang der Mail bestätigt. Da ich mir selbst eine Kopie gesendet hatte bin ich aber sicher, dass beim Mailversand nichts schief gelaufen ist – die ausgebliebene Reaktion ist also von den Adressaten so gewollt.

Darum muss ich jetzt zu anderen Mitteln greifen und zunächst Öffentlichkeit schaffen. Im nächsten Blog-Eintrag folgt darum der offene Brief an das ZDF und einige Qualitäts-Medien, die im Punkt Feminismus vielleicht doch nicht ’nicht-gleich-geschaltet‘ sind?

In der Folge werde ich dann den Platz hier dazu nutzen, Artikel – auch ältere – der Qualitätsmedien zum Thema Feminismus näher auf ihren Qualitätsgehalt zu untersuchen.

Bis später,
Reinhard Heisterhagen